Was heißt im Alltag praktizieren
Die Kunst der spirituellen Praxis ist nicht unbedingt regelmäßig bestimmte Übungen zu machen, sondern eine bewusste und erhebende Art zu leben als Ganzes zu kultivieren. So wie wenn sich jemand zum Beispiel als Christ/in empfindet, dies auch in allen seinen/ihren Handlungen und nicht nur beim Morgen- und Abendgebet zum Ausdruck kommen sollte. Wir könnten also zunächst einmal versuchen fortlaufend mit uns selbst verbunden zu bleiben, um aus einer friedliebenden inneren Ruhe und mit einer heiteren Gelassenheit sowie einer liebevollen Zuneigung für uns und unsere Umgebung zu handeln und zu leben. Dies können wir schaffen in dem wir uns über die Achtsamkeit unseres momentanen Zustandes und unserer Reaktionen bewusst werden und gegebenenfalls, falls wir uns in den Widrigkeiten des Alltags verloren haben über eine erneute innere Ausrichtung wieder mit uns selbst verbinden. Dabei geht es, wie in der Meditation auch, nicht um eine anstrengende permanente Selbstkontrolle und Selbstoptimierung, sondern um eine sanfte und liebevolle Selbstreflexion, die eher mit Leichtigkeit und einem inneren Lächeln geschehen sollte. Während wir also durch den Tag fließen betrachten und erfahren wir was unser Körper, unser Atem und unser Geist machen ebenso wie wir uns in den verschiedenen Situationen fühlen. Wenn wir spüren oder bemerken, dass wir uns in Gedanken oder Emotionen verlieren, verspannen, energielos werden oder unwohl fühlen, können wir zum Beispiel durchatmen, den Körper etwas bewegen oder unseren Geist auf etwas Schönes ausrichten. Dadurch verbinden wir uns wieder mit uns selbst und fühlen uns ausgeglichener und angenehmer. Auf einer einfachen Ebene bedeutet im Alltag praktizieren also uns unserer Handlungen bewusst zu sein und so zu agieren, dass wir mit uns verbunden bleiben oder wir uns immer wieder mit einem inneren Lächeln mit uns erneut verbinden. Denn in uns liegt eine wundervolle Ruhe, Kraft, Klarheit und Freude, die wir durch die Verbindung mit uns erfahren können. So kosten uns unsere Aufgaben weniger Energie und unser Leben fühlt sich angenehmer an. Wie inzwischen auch Studien festgestellt haben steigt die Lebenszufriedenheit definitiv und deutlich durch ein achtsam geführtes Leben an.
Auf einer höheren Ebene bedeutet im Alltag zu praktizieren sich darüber hinaus auch als Teil der Schöpfung zu empfinden und dementsprechend zu handeln. Wenn wir mit uns verbunden sind und es uns gut geht erfahren wir diese Verbindung nicht nur mit uns selbst, sondern auch mit unserer Umgebung. Es entsteht der Wunsch, dass es allen gut geht und die Trennung zwischen uns und dem Rest löst sich mehr und mehr auf. Wir erfahren dies ganz leicht, wenn wir glücklich sind und dies Glück ganz natürlich teilen möchten. Es entsteht einfach von innen heraus der Wunsch, dass alle glücklich sind. Das heißt für unsere Handlungen diese nicht für unseren Vorteil, sondern zum Wohle aller auszuführen. Wenn wir es schaffen unsere Aufgaben einfach auszuführen, weil sie zu tun sind und nicht weil sie uns einen Vorteil verschaffen oder wir etwas damit erreichen wollen, bekommen unsere Handlungen eine andere Qualität. Es ist wie das eigene Glück zu teilen. Wir erfahren uns dann als freier und leichter. Denn wir sind frei von der begrenzten egoistischen Handlung zur persönlichen Bereicherung die einen permanenten Kampf mit sich führt. Das führt dazu, dass eine Leichtigkeit diese Freiheit vom sich-positionieren-müssen umweht und da wir nicht mit dem kleingeistigen Egoismus in uns, sondern mit uns und dem wundervollen Leben verbunden sind, schwingt auch der innere Frieden unseres eigentlichen Selbst durch uns hindurch. Wir werden gelassener und können das Leben besser genießen. So läßt uns das Praktizieren im Alltag letztlich glücklicher und erfüllter in Frieden leben.